Yahoo
liefert die Begründung gleich mit: “We fundamentally believe the best web is a
personalized one.” Da stimmen nun sicherlich viele fast alle
Internetnutzer zu. Ist doch gerade die personalisierte und kontextuell-maßgenschneiderte
Information ein originärer Nutzenvorteil gegenüber dem gedruckten
Medium. Dies gilt für Fachinformationen wie für Tagesmedien wie für Social Media. Jeder Leser
möchte jederzeit und auf allen Medienträgern den informationellen Maßanzug:
top-aktuell, persönlich relevant und mit hohem Nutzwert. Wie soll das möglich
sein, ohne das Surf-Verhalten der Internet-Nutzer immer genauer, umfassender und
smarter
auszuwerten?
Yahoo jedenfalls weiß keine Lösung (mehr) hierfür und
entscheidet sich für weniger Datenschutz und für mehr Maßanzug. In diesem
Beispiel wird einmal mehr der zentrale Grundkonflikt der Geschäftsmodelle im
Internet sichtbar: Gib (User) mir deine Daten und ich (Internetplayer) gebe dir
maßgeschneiderte Inhalte und Services und das kostenlos.
Die Preisgabe persönlicher Informationen war im analogen
Informationszeitalter nicht erforderlich. Wir haben gar nicht darüber
nachgedacht, was das ist. Und wir haben überhaupt nicht mitbekommen, wann und wie
wir unsere persönlichen Daten dem Internet anvertraut haben. Und wenn ich mir
vor Augen halte, was die nächste Generation heute in unseren Schulen darüber
lernt, nämlich nichts, wundere ich mich, weshalb die etablierten Medien heute lauthals
fehlenden Datenschutz beklagen und einklagen. Die großen Player scheinen ja
kein Problem zu haben, den Kunden künftig nicht mehr, sondern weniger
Datenschutz zu bieten. Kennen die Ihre Kunden nicht, obwohl sie so umfassende Daten über ihn haben? Hat also nur die informationelle Medien-Elite ein Problem
damit, nicht aber die erste Milliarde von Alltags-Nutzern von facebook und Co.?
Das #Geschäftsmodell der heutigen Internetriesen beruht
auf Gedeih und Verderb auf weiterem Wachstum. Mehr User heißt mehr
Geschäftsmöglichkeiten, heißt mehr Umsatz. Und inzwischen ist eindeutig klar,
was der Kunde im 21. Jahrhundert im Internet will: kostenlose und individuell-maßgeschneiderte
Informationen und Services. Heute technisch kein Problem mehr. Die Ingenieure
von Google, facebook und Co. haben in den letzten 10 Jahren gute Arbeit
geleistet. Auch juristisch bislang kein Problem. Auch die Juristen habe gute
Arbeit geleistet. Die spannende Frage ist jetzt nur: Wird die erste
Internetgeneration im Internet bleiben, auch ohne echten Datenschutz? Und wird
auch die zweite Milliarde von Nutzern ins Internet gehen, auch ohne echten
Datenschutz?
Wenn ja, ist alles gut für die großen Internetplayer. Die
Aktionäre können sich freuen. Wenn nein? Dann allerdings haben die Ingenieure
von Google und Co. eine neue Herausforderung zu bewältigen. Dann wird die Frage
zu beantworten sein: Geht denn nicht beides? Echter Datenschutz und Maßanzug?
Schießt sich das wirklich aus? Gibt es wirklich keine technischen Lösungen, unsere persönlichen Daten so zu organisieren
und zu speichern, dass unsere Anonymität gewährleistet wird und wir dennoch individuelle
Lösungen erhalten?
Es gibt natürlich noch eine zweite Lösung. Wir alle kennen
diese aus unserem Privatleben. Wir nennen sie #Vertrauen. Dies ist die psychologische Lösung. Grundsätzlich ja
denkbar, dass wir auch Firmen unser Vertrauen schenken und ihnen unsere
persönlichen Daten und Geheimnisse zu treuen Händen anvertrauen, wie wir dies
bei sehr guten Freunden tun. Dann allerdings benötigen die großen
Internetplayer zwei neue Kompetenzen: Einmal Ingenieure, die wirklich technisch
garantieren können, dass unsere Daten bei Ihnen gegen Datendiebstahl
und Datenmissbrauch sicher sind und zweitens gute Manager und Psychologen, die uns mit umfassender Transparenz zeigen
können, das unsere Daten vertrauensvoll genützt werden, genau so, wie wir dies
von guten Freunden erwarten.
Wer gewinnt? Für mich keine Frage: Langfristig gewinnt nur
Vertrauen. Wer wirklich langfristige Geschäftsmodelle und Strategien entwickeln will, kommt um den kritischen Erfolgsfaktor Vertrauen nicht umhin.
Gibt es ein Risiko? Ja, das kurzfristige Optimierungsdenken. Wie im realen Leben auch halt. Fortsetzung
folgt.
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